Apothekensterben in Deutschland. Wer ist der Killer?

In Deutschland gibt es aktuell rund 18.700 Apotheken. Hört sich viel an oder? Dem ist aber nicht so, denn vor 10 Jahren waren es mehrere Tausend mehr. Der Apothekenverband beklagt einen Rückgang von etwa 13 Prozent im Vergleich zum vorigen Jahrzehnt. Doch wo liegen die Gründe dafür? Werden stationäre Apotheken nicht mehr gebraucht?

Das Internetproblem

Mit der Etablierung des Internets verlagert sich auch mehr und mehr dorthin. Sicher hast auch du schon mal Medikamente im Internet gekauft. Gerade wenn man sich bevorratet und dabei die Zeit keine Rolle spielt kann man mit dem Internetkauf eine Menge Geld sparen.

Doch warum sind Medikamente online so viel günstiger als vor Ort? Natürlich muss die Online-Apotheke keine Ladenmiete bezahlen und verzichtet auch oftmals auf viel Personal. Aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Denn ein Blick in das Impressum von Versandapotheken verrät oftmals einen Sitz außerhalb Deutschlands. Und nun kommen wir zum schlagenden Vorteil. Während in Deutschland ansässige Apotheken in punkto Preisgestaltung und Verdienst streng reglementiert sind, ist das bei ausländischen Apotheken eben nicht der Fall. Diese dürfen sich gegenseitig unterbieten und das mit freundlicher Erlaubnis des europäischen Gerichtshofes 2016.

Es steckt also trotz höherer Kosten der stationären Apotheken kein böser Willen hinten den höheren Preisen. Selbst wenn sie es sich leisten könnten mit den Rabatten der Online-Apotheken mitzuhalten - was in der Regel nicht der Fall ist - wäre es ihnen sogar gesetzlich nicht möglich.

Doch schaut man nun genauer hin, wird schnell klar, dass das Internet nicht der Apothekenkiller ist. Vielmehr ist es eine Kombination aus vielen Faktoren.

Die Gründe

Zum einen fehlt der Nachwuchs. So wie in anderen Branchen auch, fehlen hier Fachkräfte. Menschen die eigentlich auch Apotheker werden könnten, lassen sich von der Pharmaindustrie anwerben und bleiben dort auch dauerhaft. Die Hürde zum selbstständigen Apothekenbesitzer ist groß und ist mit der reinen Ausbildung nicht getan. Man benötigt auch einen Batzen Eigenkapital oder eine belastende Fremdfinanzierung um überhaupt eine Apotheke öffnen zu können.

Zum anderen spielt auch die Demografie eine Rolle. Kleinere Orte werden nach und nach verlassen und somit schließt dort auch die Apotheke. In den größeren Städten kommen aber keine dazu, weil dort flächendeckend für die Versorgung mit Medikamenten gesorgt ist.

Der Apothekenverband beklagt seit Jahren die vorgenannten Probleme und hat auch einen Favoriten als Apothekenkiller ausgemacht: die Online-Apotheken. Bisher spielen diese aber gerade bei rezeptpflichtigen Umsätzen kaum eine größere Rolle. Dennoch wird der Apothekenverband am Ende des Tages vielleicht richtig liegen, denn der Umsatz über das Internet ins europäische Ausland steigt kontinuierlich an und wird das - ohne Änderung der Struktur - auch zukünftig tun.